Nachhaltige kulturzivilisatorische Aneignung


Kultur wird der Natur abgerungen; Zivilisation ist schon eine weiterentwickelte Form. I. Kant und O. Spengler sagen, dass Zivilisation in einem historischen Prozess auf Kultur folgt.

1660 wurde die Royal Society gegründet, eine britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege. Das royal bezeichnet nicht eine Abhängigkeit von einem König, sondern die oberste Instanz der Aneignung. Über die Bezeichnung mag man lächeln, die damit bezeichnete Aneignung durch royale Freimaurern dagegen war der Anfang der Wissenschaftspolitik, in welcher den Domschulen der Klöster und den bereits verweltlichten Universitäten die Zuständigkeit entzogen wurde, darüber zu entscheiden, was als Wissenschaft akzeptiert wird. Die politische Aufklärung bestand in diesem Sinne darin, festzulegen, wer bestimmt, was Wissen ist.
1666 gründete Colbert eine Gesellschaft, welche 1699 durch König Ludwig XIV. den Titel einer Académie royale erhielt.

1799 wurde die Royal Institution – wie in anderen Nationen als politische Akademie – gegründet. In den königlichen Akademien wird weder geforscht noch unterrichtet. Aber dort musste vorgetragen werden (dürfen), was Wissen sein wollte. Und es mussten den dortigen Regeln gemäss vorgetragen werden. Danach richtete sich auch das neue Selbstverständnis der Universitäten. Die Lehre wich der Forschung, die Erfindung wurde zur philosophischen Entdeckung.

M. Faraday – um ein Beispiel zu geben – hat nicht den Generator erfunden, sondern eine einen naturwissenschaftlichen Zusammenhang entdeckt. In dieser – gut durchgesetzten – Beobachtung interessierte er sich nicht dafür, wir Strom erzeugt werden kann, sondern für philosophische Fragen, die experimentell behandelt werden können, was eben Wissenschaft von Philosophie unterscheidet. M. Faraday, der keine akademische Bildung und kaum mathematische Kenntnisse hatte, sondern am Royal Institutiut als Laborant für H. Davy arbeitete, wird als Forscher bezeichnet und so der Wissenschaft zugerechnet.

Der Generator – eine der wichtigsten technischen Erfindungen – wurde von H. Pixii, einem Handwerker hergestellt, aber auch das – wenn man der akademischen Beobachtung folgt – als Anwendung der Wissenschaft im Dienste der Wissenschaft, nämlich als Instrument für weitere akademische Versuche von A. Ampere.

Die nachhaltige Aneignung besteht darin, dass praktische Erfindungen als wissenschaftliche Entdeckungen bezeichnet werden. Viele Ingenieure leiden noch heute darunter, dass sie im Unterschied zu den Physikern keine richtige Akademiker sind.

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